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Gregers Andersen

Portrait des Kulturwissenschaftlers Gregers Andersen
Photo credit Niklas Björling

»Es ist diese Ungewissheit, die Climate Fiction zu einer derart wichtigen Quelle der Interpretation macht«

Der dänische Autor und Kulturforscher Gregers Andersen arbeitet seit zehn Jahren zum Themenkomplex Klimakrise und Kultur. Er studierte an der Universität von Kopenhagen und am interdisziplinären Rachel Carson Center in München. 2016 erschien sein Debattenbuch "Grænseløshedens Kultur" (Die Kultur der Grenzenlosigkeit), eine Kulturkritik des neoliberalen Wettbewerbsstaates im Zeichen der Klimakrise. In einem Fünfpunktekatalog fordert er eigene Klimaredaktionen in allen Medien. Andersen ist Initiator eines kollektiven Klimaaufrufes an die Politik. Seine Studie "Climate Fiction and Cultural Analysis" (2020) ist eine der ersten Monografien zur Climate Fiction.

»Gerade weil wir nicht wissen, wie die menschengemachte globale Erwärmung sich auf Individuen und Orte auswirken wird, erweist sich Climate Fiction an diesem entscheidenden Punkt in der Menschheitsgeschichte als ein interessantes Medium der Reflexion. Es ist diese Ungewissheit, die Climate Fiction zu einer derart wichtigen Quelle der Interpretation macht: Nicht nur in Bezug auf die vorherrschenden Ansichten, die das wissenschaftliche Paradigma von der anthropogenen globalen Erwärmung im westlichen Denken hervorbringt, sondern auch in Bezug darauf, wie der anthropogene Klimawandel die Existenzweise der Menschen verändern könnte.«

(Aus: Gregers Andersen: Climate Fiction and Cultural Analysis: A new perspective on life in the anthropocene, Routledge 2020)

In "Climate Fiction und Cultural Analysis" hat Gregers Andersen über 60 Werke deutscher und englischsprachiger Climate Fiction analysiert. Darunter finden sich Romane von Andreas Guha, Ilija Trojanow, Sven Böttcher, Frank Schätzing und Kim Stanley Robinson. Dabei hat Andersen fünf Imaginationstypen entdeckt, zum Beispiel die sich rächende Natur oder der Verlust der Wildnis. Nach seiner Beobachtung ergeben sich die Autor*innen nicht einer "Krise der Imagination", sondern begegnen der Klimakrise mit innovativen Ansätzen und Erzählweisen. cli fi zeichnet ein aktivistischer Zug aus. Dadurch wird sie zu einem Labor der Imagination für das Erschaffen und Testen von neuen gesellschaftlichen und individuellen Praktiken.