4. 5. 6. Dez. 2020
Freitag 4. Dez.
15:30-15:40
Begrüßung
Literaturhaus Berlin (Li-Be) und CLIMATE CULTURES network berlin (CCnetwork) stellen sich und das Festivalprogramm vor.
15:40-16:00
1. Einführung: Was ist Climate Fiction?
Axel Goodbody ist Germanist, Ecocritic, Mitinitiator von EASLCE (European Association for the Study of Literature, Culture and the Environment) und ausgewiesener Experte für Klimathemen in der deutschsprachigen Literatur. In einem Kurzvortrag erklärt er die wichtigsten Kriterien der Climate Fiction.
16:00-17:30
2. Climate Classics: Klassiker der Klimaliteratur
Ein Gorilla namens Ishmael erklärt uns, warum Zivilisation zur Selbstzerstörung des Menschen führt; eine Historikerin erinnert sich im Jahr 2061 an die Zeit, als Australien in Klimagewinner und - verlierer gespalten war; eine junge Farmerin in den Appalachen wird durch das rätselhafte Flugverhalten von Monarchfaltern zur Wissenschaftlerin. Drei ältere und jüngere Klassiker der Climate Fiction: vorgestellt, kommentiert und kritisch eingeordnet vom Literaturwissenschaftler Axel Goodbody, der Literaturkritikerin Sieglinde Geisel und dem Kritiker Martin Zähringer.
Im Gespräch werden folgende climate classics diskutiert: Daniel Quinn: Ismael (1992); Barbara Kingsolver: Flugverhalten der Schmetterlinge (2014); George Turner: Sommer im Treibhaus (1991).
17:30-18:00
18:00-19:00
3. Cli fi Rebellion: Widerstand und Literatur
Im Gespräch mit Martin Zähringer erklärt die Autorin und Aktivistin Sina Kamala Kaufmann (extinction rebellion) die Ideen des von ihr mit herausgegebenen Extinction Rebellion-Handbuches "Wann wenn nicht wir*". Diese setzen auf direkte Aktion und zwar am besten sofort. In dem Band "Helle Materie" (2019) erforscht Kaufmann mit "nahphantastischen Erzählungen" auch die Zukunft. Was will die kämpferische Generation erreichen? Ein Gespräch über Literatur und Widerstand.
19:00-19:30
Pause
19:30-20:30
4. Zeitkapsel 41: Requiem für die Ausgerotteten (Uraufführung)
Das "Requiem" ist eine Verbindung von Performance und Lesung mit der Soundkünstlerin Jana Irmert und dem Dichter Mikael Vogel. Irmert hat für das Festival gemeinsam mit dem Autor Vogel ein Sound-Requiem komponiert: ein Mahnmal der Auslöschung. Es reflektiert – ausgehend von der Erinnerung an die lokale Klimakatastrophe auf der Osterinsel und der dort ausgerotteten Vogelart Dodo – das sechste globale Massenaussterben, mit dem wir es heute zu tun haben.
Samstag 5. Dez.
14:00-15:30
5. Future Bodies: Körper und Klimawandel
Amy Brady ist leitende Redakteurin bei der Chicago Review of Books, wo sie "Burning Worlds" publiziert - eine monatliche Kolumne mit Interviews mit Autor*innen, die Climate Fiction schreiben. In Berlin spricht sie mit den britischen Autorinnen Naomi Booth und Maggie Gee über Körperbewusstsein und Körperangst, menschliche und nicht-menschliche Tiere und wie sich die Beziehungen von Klimawandel und menschlichem Körper in der Climate Fiction gestalten.
15:30-17:00
6. Beyond Human: Von Ecopoetry zu cli fi
Der Kulturwissenschaftler Gregers Andersen ist der wichtigste Theoretiker und Vermittler von Climate Fiction in Dänemark. Für sein neues Buch hat er über 60 cli fi-Bücher und Filme aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum analysiert. Er stellt uns seine Definition von Climate Fiction sowie die von ihm entdeckten fünf typischen Erzählmuster (imagination forms) vor. Die dänischen Autor*innen Siri Ranva Hjelm Jacobsen und Theis Ørntoft imaginieren in ihren Werken das Ende der Menschheit. Mit ihnen diskutiert Andersen Spielarten der Dystopie und Utopie der skandinavischen Climate Fiction insgesamt.
17:00-18:30
7. Political Glaciers: Climate Fiction in der Schweiz
In der Schweiz schreitet die Erderwärmung schneller voran, die Gletscher schmelzen für alle sichtbar. Franz Hohler und Ruth Schweikert lesen aus ihren Werken und diskutieren mit Marcel Hänggi, Wissenschaftsjournalist, Deutschlehrer und Initiator der Schweizer Gletscherinitiative. Mit seinem Lied »Der Weltuntergang« hat Franz Hohler bereits 1973 die Klimakatastrophe imaginiert – wie fühlt es sich an, wenn die Fiktion von der Wirklichkeit eingeholt wird? Und wie lassen sich Literatur und Klimaschutz verbinden – am Schreibtisch, in der politischen Arena oder im Klassenzimmer beim Deutschunterricht?
18:30-20:00
8. Cli fi Islands: von Freiheiten und Unfreiheiten
Isolation, sengende Hitze und ein unaufhaltsam steigender Meeresspiegel: Helene Bukowski ("Milchzähne", Blumenbar 2019)und Roman Ehrlich ("Malé", Fischer 2020) schreiben auf ihre jeweils ganz eigene Art und Weise von düsteren Aussichten, sozialen Experimenten und schwankenden Glücksmomenten, die ihre Protagonist*innen vor dem Hintergrund übermächtiger Naturgewalten erleben. Über mögliche Freiheiten in der Abgeschiedenheit und das kritische Potential von Dystopien in der deutschen Climate Fiction sprechen die Autor*innen mit Anja Johannsen.
20:00-20:30
Pause
20:30-22:00
9. Tipping Points: Klimafakten und Fiktionen
Ilija Trojanow und Maggie Gee lesen Texte zur Climate Fiction. Es folgt ein Gespräch mit dem Klimawissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber. Schellnhuber fordert seit Jahren die Autoren dazu auf, die Klimakrise erzählerisch zu gestalten. Wie ist der Stand der Dinge in Sachen Klimawissen und Literatur: Gibt es Unterschiede im deutschen und im englischen Sprachraum? Hat der Bewusstseinswandel durch Fridays for Future auch die Bedingungen für Climate Fiction verändert?
Sonntag 6. Dez.
13:00-14:30
10. Ökodiktatur oder Ökotopia?
Dirk C. Fleck gilt als der Erfinder des deutschen Ökothrillers. Seine ersten Romane sind dystopisch und verstörend, besonders "GO! Die Ökodiktatur", die ihm auch heftige Anfeindungen eingebracht hat. Mit den späteren drei Tahiti-Romanen hat er sich indes der Utopie zugewandt. Entscheidend für die Wende war die Begegnung mit der politökologischen Bewegung des Equilibrismus, die den Autor mit dem literarischen Entwurf eines sozio-ökologischen Gesellschaftssystems beauftragte. Wie hat diese Wende von Dystopie zu Utopie den Autor verändert? Und hat wiederum der Equilibrist Eric Bihl bekommen, was er wollte? Wie geht es weiter mit der sozio-ökologischen Idee? Es moderiert Martin Zähringer.
14:30-15:00
15:00-16:00
11. Brave New Worlds: Neue deutsche Ökothriller
Der Klimawandel als Stoff für dystopische Erzählungen fasziniert Krimiautor*innen immer noch. So wird bei Wolf Harlander der global zu erwartende Mangel an Süßwasser nach dem Dürrejahr 2019 zu einem Horrorszenario: In ganz Deutschland wird um das Wasser gekämpft. Zoë Beck motiviert die Angst vor der totalen Überwachung durch den Staat zu einer futuristischen Vision zwischen Uckermark und einer das Rhein-Main-Gebiet verschlingenden Megacity. Wie in der Climate Fiction an und für sich ist auch hier das Verhältnis von Fakt und Fiktion entscheidend: Wie verbinden Beck und Harlander Faktenwissen und Erzähllogik? Diese und weitere Fragen zum Schreiben im Zeichen der Climate Fiction erörtern die Autor*innen im Gespräch mit der Journalistin Thekla Dannenberg.
16:00-17:00
12. Vom Bosporus bis Anatolien: Climate Fiction aus der Türkei
Meliz Ergin spricht mit der Autorin Buket Uzuner über deren Klima-Romanzyklus Earth – Water – Air. Die Heldin der Geschichten ist die Investigativ-Journalistin Defne Kaman, die ein riskantes Spiel treibt, wenn sie Umweltskandalen nachgeht. Um diese starke Frauenfigur herum entwickelt die Autorin eine Szene moderner und kritischer Zeitgenossen, die auch ihre sozialen und kulturellen Wurzeln nicht vergessen.
17:00-18:00
Pause
18:00 - 19:00
13. Fading Landscapes: cli fi & Nature Writing
Die Lyrikerin Marion Poschmann ist bekannt für ihr naturverbundenes literarisches Werk, welches häufig unter dem Label des Nature Writing diskutiert wird. In ihrem neuen Gedichtband "Nimbus" reagiert sie nun verstärkt auf den anthropogenen Klimawandel. Im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Solvejg Nitzke erläutert die Dichterin ihr Schreiben über intakte, aber auch zunehmend vom Menschen zerstörte Landschaften. Wie beeinflusst die Klimakrise ihre Ästhetik?
19:00-20:00
14. Cli fi Activism: Fridays For Future in der Literatur
Die ökologische Krise und das Aufbegehren der Jugend stehen im Zentrum von John von Düffels Roman "Der brennende See" (DuMont 2020). Im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Anna-Marie Humbert erklärt von Düffel, was es für ihn bedeutet, die jüngere Generation in ihrem Klimakampf eine Stimme zu geben und wie die deutschsprachige Literatur auf den Klimawandel reagieren kann und vielleicht auch: sollte.