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Theis Ørntoft

Portrait des Dichters Theis Ørntoft
Photo credit Sofie Amalie Klougart

»Das Private ist nicht politisch. Das Private ist planetarisch.«

Theis Ørntoft (*1984) ist ein dänischer Lyriker, Autor und Musiker, mit dem Dichterkollegen Lars Skinnebach betreibt er u.a. die Band "Klimakrisen" (Die Klimakrise). 2009 debütierte Theis Ørntoft mit dem Lyrikband "Yeahsuiten", seit seinem zweiten Gedichtband "Gedichte 2014" gilt er als Ökodichter. In seinem Roman "Solar" (2018) entwickelt er die kapitalismuskritische Weltuntergangsstimmung von "Gedichte 2014" weiter.

»Ich öffne die Augen, öffne sie, schließe sie …wie Kiemen… Die Sonne vor uns. Die flammende Feuerkugel ist dabei aufzugehen. Es ist kaum überraschend, dass die ersten Menschen vor ihr auf den Knien lagen. Warum haben wir damit aufgehört, warum haben wir aufgehört, die Sonne anzubeten.
„Es ist höchst interessant, ruft Diago… ja, das ruft er. Er ruft mir zu, dass ich dies hören soll.
- Dass was?
- Wir Menschen machen das gleiche. Siehst du es nicht?
- Was?
Die Menschen machen es wie die Algen … wir schaffen die Bedingungen für höher stehendes Leben während wir gleichzeitig … uns selber … ausrotten … das ist der Gang des Lebens … homo sapiens war bloß eine Brücke … eine Brücke zwischen der Biologie und der Technologie … haha, ja, das Leben wandert jetzt weiter über die Brücke, siehst du es, es wimmelt schon, das biologische Leben wandert über die Brücke, dagegen kann man nichts machen.«

(Diago in Theis Ørntofts Roman: Solar, Gyldendal 2018)

Theis Ørntofts Roman "Solar" ist ein dystopischer Road Trip, der immer surrealer und düsterer wird. Am Anfang erwandert sich ein junger Ökopoet namens Theis im besten Nature Writing-Stil ein ländliches Dänemark, um sich schließlich in einem gewalttätigen Computerspiel zu verlieren und am Ende in einen Doppelmord verwickelt zu werden. Während der Ich-Erzähler poetisch-kritische und durchaus rationale Betrachtungen anstellt – über Dänemark und die Welt, die Natur und den Kosmos, das Individuum und die Gesellschaft, die ganze Menschheit und den Planeten, geht er immer mehr vor die Hunde. Dabei hat er doch die ganz große Perspektive im Auge: "Das Private ist nicht politisch. Das Private ist planetarisch." Durch dieses Planetarische aber gehen tiefe Risse und am Ende scheint es weder für den Ökodichter noch für die Menschheit einen Weg zurück in eine heile Welt zu geben.