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Maggie Gee

Portrait der Schriftstellerin Maggie Gee
Photo credit Geraint Lewis

»In den reicheren Gegenden ging das Leben weiter wie gehabt«

Maggie Gee wurde 1948 in Poole/UK geboren. Sie ist Autorin und Professorin für Kreatives Schreiben an der Bath Spa University und hat soeben das Manuskript ihres sechzehnten Buches beendet, das in 2021 erscheinen wird. Ein phantastischer Roman mit dem Titel "The Red Children". In "The Red Children" geht es um eine Gruppe von Neandertalern - Klimaflüchtlinge von vor 35.000 Jahren – die in der Gegenwart an der Südküste des Vereinigten Königreiches auftauchen, wo sie wiederum flüchten müssen, diesmal vor der Erderwärmung. Wie in ihren früheren Romanen nutzt die Autorin auch hier neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und thematisiert Migration, Rassismus, sinkende Geburtenraten und die Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren.

»Das Problem mit der Fruchtbarkeit begann schlimmer zu werden. Die Bildschirme waren voller alarmierender Statistiken. Den Jungen bedeuteten sie nicht sehr viel, die waren zu sehr damit beschäftigt, Spaß zu haben, als sich Gedanken um Kinder zu machen, aber unsere Eltern diskutierten es mit ernsten Stimmen. Sie wollten Enkel. Sie wollten eine Zukunft. Ich jedenfalls wusste in dieser vollen Selbstgewissheit der Jugend, die danach nie mehr wiederkehren würde, dass mich diese Berichte nichts angingen. Ich war nicht wie die, ich würde keine Probleme haben. [...]. Als die bürgerliche Ordnung in den nächsten Jahren zusammenbrach, blieb ich optimistisch. Wer brauchte schon Regierungen? Wenn du jung bist, verlässt du dich auf dich selbst. Die Plagen zogen an mir vorüber, auch wenn ich einige Freunde verlor. Die Straßen wurden rauer, obwohl ich mich vom Ärger fernhielt. In den reicheren Gegenden ging das Leben weiter wie gehabt, so ließ ich mich von den Nachrichten nicht sonderlich beunruhigen.«

(Aus: Maggie Gee: The Ice People, Telegram Books 2008 (Erstausgabe 1998))

Maggie Gees Romane können grob eingeteilt werden in Realsatiren über das Alltagsgeschehen im post-imperialen England und in Zukunftsromane mit einem globalen Hintergrund. Von diesen beziehen sich seit "Where Are the Snows" von 1990 viele auf den Klimawandel. Als der Roman "The Ice People" (1998) 2008 neu aufgelegt wurde, bezeichnete ihn die Tageszeitung "The Observer" als einen der ersten großen Romane der post-climate-change Ära. Es ist eine Dystopie von einer neuen Eiszeit im Jahr 2050. Das kalte Klima zwingt die Bevölkerung aus dem reichen Norden zur Migration in den Süden, wo sie wenig überraschend nicht willkommen ist; erzählt wird aus der Perspektive eines multiethnischen Mannes. Wie auch ihre Romane "The Flood" von 2004, "My Driver" von 2012 und "The Red Children" (2021) zeigt "The Ice People", wie der Klimawandel die bereits bestehenden sozialen Gegensätze verschärft. Trotz der ernsten Thematik sind die Romane voller Humor und verteidigen die Werte der Liebe im weitesten Sinne.