Marcel Hänggi
»Die Gletscher sind ein Mahnmal, ein Menetekel.«
Der Schweizer Historiker Marcel Hänggi (* 1969) ist Wissenschaftsjournalist und Deutschlehrer an einem Gymnasium in Zürich. Zum Klimawandel hat er mehrere Bücher verfasst: "Wir Schwätzer im Treibhaus" (2008), "Ausgepowert" (2011), "Null Öl. Null Gas. Null Kohle" (2018). Hänggi ist Mit-Initiator der "Gletscherinitiative": Im Fall einer Annahme bei der Abstimmung verpflichtet sich die Schweiz damit, die Treibhausemissionen bis 2050 auf netto Null zu reduzieren. Angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel gilt für Marcel Hänggi die Maxime nicht mehr, dass man sich als Journalist nicht gemein machen dürfe mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.
»Wir nennen die Volksinitiative "Gletscher-Initiative", weil das Schwinden der Gletscher in der Schweiz die sichtbarste Folge der Erderwärmung ist. (...) Es geht aber nicht darum, die Gletscher zu retten: Die Alpengletscher werden selbst dann zum größeren Teil abschmelzen, wenn die Ziele des Pariser Abkommens eingehalten werden. Es geht um viel mehr. Die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung bedroht die menschliche Zivilisation. Die Gletscher sind ein Mahnmal, ein Menetekel.«
Auf seiner Website schreibt Marcel Hänggi regelmäßig aktuelle Blogbeiträge zur Klimakrise. Es fehle weder an Wissen noch an Lösungen, notiert er in einem Beitrag: "Was fehlt, sind die Narrative, also Erzählungen, mit denen wir uns die Welt erklären." Die Gletscher-Initiative braucht die Unterstützung durch die erzählende Literatur gleich doppelt: Einerseits, um die Chancen bei der Abstimmung über die Initiative zu erhöhen, andererseits, um im Fall einer Annahme eine effektive Umsetzung zu garantieren. Mit Franz Hohler und Ruth Schweikert spricht er darüber, warum es angesichts des Klimawandels kein richtiges Leben im falschen geben kann und wie Wissenschaft, Fiktion und Politik sich gegenseitig bereichern.