Ilija Trojanow
»Wie soll man noch zu Lebzeiten aufrütteln?«
Ilija Trojanow wurde 1965 in Bulgarien geboren. Er ist in Deutschland und Kenia aufgewachsen, nach Aufenthalten in Mumbai und Kapstadt lebt er heute in Wien als Schriftsteller, Übersetzer und Verleger. Er gilt als Kosmopolit und öffentlicher Intellektueller. Mit seinem Roman "Weltensammler" (2006) über den britischen Orientalisten und Afrikaforscher Richard Francis Burton erlebte Trojanow den internationalen Durchbruch. Sein Roman "EisTau" (2011) ist einer der wenigen deutschsprachigen Titel, die international als Climate Fiction bekannt geworden sind.
»Ich überließ mich noch einmal den alten Texten, beseelt von ihrem beharrlichen Ehrgeiz, mir ins Gewissen zu reden, weswegen sie, so steht zu vermuten, weiterhin Wertschätzung erfahren, obwohl sie mit aller Kraft versuchen, den Menschen umzuerziehen. Die Klassiker dürfen Licht ins Dunkel tragen, sie dürfen Sätze verfassen, die man in steinerne Fassaden hauen kann. Lebende Autoren hingegen, das erfuhr ich, wann immer ich die Zeitung aufschlug, sollen sich bescheiden, ein wenig anregen, ein wenig erregen, ein wenig aufregen, aber auf keinen Fall die Welt verändern wollen. Wie soll man noch zu Lebzeiten aufrütteln?«
Ilija Trojanows Roman "EisTau" wurde zunächst vom deutschen Feuilleton verrissen. Kam er vielleicht zu früh? Ein frustrierter Gletscherforscher auf einem Kreuzfahrtschiff in der Antarktis, das war nicht der vertraute Heldentypus der Polarliteratur. Inzwischen sind Naturwissenschaftler*innen und Klimaforscher*innen zu respektablen Protagonisten im deutschen Klima-Roman aufgestiegen, während den Kennern der anglophonen Climate Fiction diese neuen Helden der Literatur schon länger vertraut sind. Auf einem Panel mit Hans Joachim Schellnhuber und der britischen Autorin Maggie Gee spricht der Autor über seine Erfahrungen mit diesem Roman. Hat sich die Rezeption verändert? Versteht man die Brisanz der Thematik besser?