John von Düffel
»Die Vernichtung der Zukunft findet statt mit jedem Tag«
John von Düffel arbeitet als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Seit seinem Debütroman „Vom Wasser“ (1998) dreht sich sein literarisches Schaffen um das Wasser: Es folgten die Essaybände „Schwimmen“ (2000) sowie Wasser und andere Welten (2002) und der Prosaband „Wassererzählungen“ (2014). Auch in seinem jüngst erschienenen Roman "Der brennende See" (2020) steht ein Gewässer im Zentrum: Es wird zur Projektionsfläche für Fragen nach ökologischer und gesellschaftspolitischer Gerechtigkeit.
» ›Vor ein paar Monaten haben wir uns noch darüber unterhalten, wie viel einfacher es für den Staat war, die Studentenproteste 68 zu bekämpfen als uns Schülerinnen und Schüler heute. Er meinte, kein Staat der Welt könne es sich leisten, Krieg zu führen gegen seine Kinder. Die Mächtigen haben gar keine andere Wahl, als nett zu sein oder schlimmstenfalls den pädagogischen Zeigefinger zu heben. Aber sie werden nicht zuschlagen, weil sie Angst haben vor dem Bild einer überalterten, besitzstandwahrenden Gesellschaft, die ihren Lebensstil gegen die kommenden Generationen verteidigt und deren Zukunft vernichtet. Dabei ist es genau das, was gerade passiert. [...] Klimagerechtigkeit = Generationenungerechtigkeit. Die Vernichtung der Zukunft findet statt mit jedem Tag, den sich die Gegenwart weiter an ihre überkommenen Privilegien klammert – auf Kosten der Restlaufzeit dieses Planeten.‹ «
John von Düffels Roman "Der brennende See" kreist um einen Generationenkonflikt, der sich an der Verantwortung für den Klimawandel entzündet. Es ist wohl der erste deutsche Roman, der auch von den Fridays for Future-Protesten erzählt. Die persönlichen Konflikte und Probleme der jungen Frauen Hanna, Julia und Vivien spiegeln sich dabei in den macht- und ökopolitischen Konflikten um den Erhalt eines Sees. Es geht dabei um die Kollision von rein wirtschaftlichen Interessen der Älteren mit dem politischen Aktivismus der jungen Generation. Diese beklagt das wenig ökokritische Engagement ihrer Eltern und will nun auf ihre Art für ein nachhaltiges, ressourcenfreundliches Leben und Wirtschaften kämpfen.