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Zoё Beck

Portrait der Krimiautorin und Verlegerin Zoe Beck
Photo credit Victoria Tomaschko

»In Finnland hob sich das Land schneller, als der Meeresspiegel anstieg«

Zoё Beck lebt in Berlin und ist Autorin mehrerer Kriminalromane. Sie übersetzt Literatur aus dem Englischen und betreibt mit Jan Karsten den unabhängigen CulturBooks Verlag. Sie engagiert sich als Autorin auch politisch, etwa beim Bündnis #verlagegegenrechts oder im feministischen Autorinnenverband "Herland". In ihrem Thriller "Paradise City" (2020) geht es um ein totalitäres Gesundheits-Überwachungsregime. Es spielt in einer beängstigenden Zukunft, in der einem allmächtigen Zentralsystem alle Codes der Bürger bekannt sind. Aber ein Code, der Zoё Beck selbst einen üblen Streich gespielt hat, ist ein echter Virus - die Pandemie kam mit Covid-19 kurz nachdem sie ihr Skript beendet hatte. Die Wirklichkeit überholt die wildesten Phantasien der Literatur. Und das geht immer schneller.

»Sie waren mit der Schule an die Nordsee gefahren, um sich anzusehen, wie viel Land das Meer in den vergangenen Jahrzehnten gefressen hatte. Aber die Computermodelle im Klassenzimmer hatten die Kinder nicht auf den kalten Wind vorbereitet, der an Haaren und Kleidung zerrte, nicht auf den Regen, der wie mit kleinen Nadeln ins Gesicht stach, und nicht auf den eisigen Sand, der sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen seinen Weg bis in die Socken und Unterhosen zu suchen schien.«

(Zoё Beck: Paradise City. Thriller, Suhrkamp 2020)

Ein Thriller lebt von der Handlung und der Kunst der Spannungsbögen. Hier handelt es sich um einen Nahzukunftsroman über den Widerstand gegen ein totalitäres Überwachungssystem. Für cli fi ist er interessant, weil er zugleich die Stadt und die Provinz zum Schauplatz macht und somit die Auswirkungen der Klimawandels nicht mehr übersehen kann. Dabei wird die ganze Umwelt zu einem Spiel der Zeichen. Das betrifft die Stadt - das Rhein-Main-Gebiet ist ein riesiges urbanes Konglomerat geworden, ebenso wie das Land, in diesem Fall die Provinz Uckermark in Ostdeutschland. Hier wird die Wiederkehr von längst ausgewanderten Tierarten wie Luchs und Bär zum Signum der klimatischen Veränderungen. Die eingewanderten Schakale, die angeblich Menschen totbeißen, sind jedoch ein Motiv, das nicht unbedingt auf den Klimawandel verweist: Es gibt einen gut versteckten Plot in diesem Buch, eine verfemte Gesellschaft im Aufstand gegen Wachstumsideologie, Konsumgesellschaft und Überwachungsstaat.